Loriot auf YouTube – Eine verpasste Chance

Loriot, die Kunstfigur und alle seine Auswüchse seines Erschaffers Vicco von Bülow, ist nun offiziell auf der Videoplattform YouTube vertreten. Den Anhänger klassischer, deutscher Comedy, auch wenn es zur Hochzeit Loritos das Wort hierzulande noch nicht gab, wird das zunächst freuen, die Sketches und Szenen in bester Qualität vorzufinden. Doch das Studio Hamburg, dass für die Veröffentlichung verantwortlich ist und die Rechte an den Videos hält, hat eine Chance verpasst. „Rund um die Uhr und in bester Bild- und Tonqualität.“ seien diese jetzt verfügbar, doch, und da ist der Haken, nur als Ausschnitte. Wer Loriot in voller Länge sehen will, der muss dafür bezahlen. Ein Link zur Plattform iTunes wird gleich auf jeder Seite des offiziellen Kanals mitgeliefert. Schade eigentlich, war doch Monty Python im November 2008 mit gutem Beispiel vorran gegangen: In voller Länge wurden zahlreiche Videos zu Verfügung gestellt um kommerziell zu profitieren. Und es zahlte sich aus. Python konnte seine DVD-Verkäufe über das Internetversandhaus amazon um 23.000 Prozent steigern. Richtig, nicht 23, sondern 23.000. Da können die Rechteverwerter seines deutschen Kollegen noch etwas lernen.

YouTube startet Movie Channel

Es ist soweit. YouTube mausert sich weiter von der nutzergenerierten Online-Community zu einer Medienplattform, die durch Unternehmen der Film- und Fernsehbranche gefüttert wird. Hatten sich zuletzt ARD und ZDF sich mit ihren Inhalten in das unentdeckte Land gewagt, wurde vor einigen Tagen der YouTube Movie Channel gestartet. Mit „Supersize Me“ steht beispielsweise eine bekannte Dokumentation zum Ansehen bereit, aber nicht alle Filme sind in Deutschland verfügbar.  „Cliffhanger“ mit Sylvester Stallone ist zum Beispiel nicht zugänglich. Aber ein Anfang ist das Ganze ja schon einmal.

Dokumentationen via Youtube vermarkten – Journeyman Pictures

Mark Stucke ist TV-Produzent aus London. Er reist um die Welt und fängt mit seiner Kamera Geschichten ein, die meist mit aktuellem Weltgeschehen verbunden sind. Fast könnte man jetzt denken, klar ein klassischer Filmemacher, doch seine Dokumentationen sendet er nicht an große Fernsehstationen, er veröffentlicht sie mit seiner Firma „Journeyman Pictures“ im Internet. Auf Youtube etwa hat er über 3.000 seiner professionell produzierten Sendungen, die zwischen acht und 20 Minuten lang sind, online gestellt. Auch diese erreichte Aufmerksamkeit hilft Stucke wohl dabei, seine Arbeiten über seine Website erfolgreich zu vermarkten und zu verkaufen. Ob ein Blick in einen New Yorker Gitarrenladen, zu einem alternden Lichtdesigner in Paris oder wie die Olympischen Spiele sich im Pekinger Alltag auswirken, es lohnt sich Mark Stuckes Werken ein paar Minuten zu schenken.

YouTube startet Supervote mit Super Bowl – Werbung

Nachdem bekannt wurde, dass YouTube in Zukunft seine Nutzer für das Hochladen von Videos entlohnen will, stellte sich schnell die Frage woher das Geld komme und die Antwort lag auch schon auf der Hand: Durch Werbung beispielsweise vor den eigentlichen Videos. Mit Werbung setzt sich nun auch die nächste Aktion der Community auseinander: Am 4. Februar sollen nach dem Super Bowl – Finale der US-Profi-Footballliga die Werbespots, die jährlich eigens für dieses Großereignis produziert werden, da hier 30 Werbesekunden um die 25 Millionen US-Dollar kosten, von den Nutzern auf einer Sonderseite kommentiert und bewertet werden. Ob und in wie weit YouTube dafür von den werbenden Firmen entlohnt wird, ist bisher nicht bekannt.

Videoplattformen – Boom und die Folgen

Nachdem Videoplattformen wie YouTube, Google Video oder eine ihrer unzähligen Klone ein immer rießigeres Maß an Popularität gewinnen, hat der Internetanbieter Yahoo! jetzt nachgezogen. Mit einer deutsprachigen Plattform mit dem nicht gerade einfallsreichen Namen „Yahoo! Video“ will man wohl am Boom teilhaben. 820 Millionen Videostreams wären über „Yahoo! Video“ schon zu finden, jetzt also auch in Deutsch.

Aber auch die altgediente Konkurenz schläft nicht. So plant YouTube einen Dienst speziell für Mobiltelefonen, um den Übergang zwischen Internet und Handy noch gleitender zu gestalten. Google sieht das Ganze übrigens mit Stiehlaugen und will das Videoportal für 1,65 Milliarden US-Dollar kaufen. Aber auch Netzgigant Lycos will den Trend nicht verschlafen. Mit „Lycos Cinema“ weicht mann dort jedoch vom klassischen Konzept ab und verlangt vom Besucher Internet Explorer und Windows Media Player 10. Nicht gerade nutzerfreundlich, was in Frage stellt ob das Konzept eines Vertriebs- und Werbekanals für 18- bis 35-Jährige aufgeht.

Überfliegt der Nutzer diese blühende Videolandschaft, sieht er wohl in Zukunft das Video vor lauter Plattformen nicht mehr. Außerdem warnen nicht zuletzt Sicherheitsexperten vor den Gefahren dieser ausufernden Entwicklungen. „Broadcast yourself“ – der Slogan von YouTube – könnte also bald „Search yourself“ in einem Wirrwarr aus Web 2.0 – Videoangeboten heißen.